Train fantome

Frankreich im Jahr 1944. Während die Alliierten bereits in der Normandie gelandet sind,
Das Denkmal in Sorgues
spielt sich im Süden ein lange Zeit unbekanntes Kapitel der grössten Tragödie des zwanzigsten Jahrhunderts ab.
MIt der Auflösung des Internierungslagers Vernet d'Ariege sollen die letzten Insassen nach Deutschland deportiert werden. Am 30. Juni werden 600 Gefangene in die Waggons eines Zuges gepfercht, die Odyssee des Train Fantóme beginnt. In Toulouse kommen 300 Gefangene aus dem Gestapo Gefängnis Saint Michel hinzu. Der Kampf um die Befreiung Frankreichs ist voll entbrannt, mehrfach wird der Zug auf seiner Irrfahrt von Allierten beschossen.. Paris und der grösste Teil Frankreichs sind schon befreit als der Zug fast zwei Monate später am 28. August im KZ Dachau eintrifft. Etwa 60 Frauen werden weiter in das KZ Ravensbrück transportiert, insgesamt 642 Personen werden am Ende dieser Geschichte ihr Leben gelassen haben.

In Sorgues, das von 1942 bis 1944 unter deutscher Besatzung stand, spielt sich eine der dramatischsten Episoden dieser Geschichte ab. Résistance-Kämpfer haben im Ort Roquemaure die Schienen zerstört, am 18.August 1944 kommt der Geisterzug dort zum Stillstand. Noch rund 700 verbliebene Deportierte müssen - nach über 40 Tagen Siechtum in Viehwaggons - bei brütender Hitze einen Fußmarsch ins 18 km entfernte Sorgues antreten, wo ein Ersatzzug bereit steht. Eisenbahner im dortigen Bahnhof wagen es trotz wütender Drohungen der Deutschen Wasser, Obst, Brot und Tomaten, die von den immer zahlreicher auftauchenden Bewohner von Sorgues herangebracht werden, an die geschwächten Gefangenen zu verteilen. In der allgemeinen Unordnung beim Verladen der Deportierten kann etwa 30 Personen zur Flucht verholfen werden.

Erst spät -1991 - finden die Geschehnisse des 18. August Eingang in das öffentliche Bewusstsein in unserer Partnerstadt. MIt der Herausgabe des Buches "Le Train Fantome - Toulouse, Bordeaux, Sorgues, Dachau" der "Etudes Sorguaises" werden die Ergebnisse umfangreicher Recherchen unter Zeitzeugen und Überlebenden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, im gleichen Jahr wird am Bahnhof in Sorgues ein Denkmal zu Ehren der Opfer installiert. In Deutschland erscheint 2001 das Werk "Geisterzug in den Tod" vom Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Jürg Altwegg, das die 2-monatige Irrfahrt des Zuges beschreibt, Anlaß für den deutsch-französischen Kultursender ARTE eine Dokumention zum Thema zu senden.